Ausbildungsmarkt und Fachkräftemangel: Wer Fachkräfte will, muss sie ausbilden

Zur heutigen Veröffentlichung des Ausbildungsreports der DGB-Jugend Hessen erklärt Janine Wissler, Vorsitzende und ausbildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„Auch für 2012 müssen wir wieder feststellen: Betriebliche Ausbildungsplätze stehen nur für rund drei Viertel der hessischen Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. Von einer freien Berufswahl, wie sie das Grundgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes fordern, kann daher keine Rede sein.

Die Ausbildungskrise setzt sich fort. Das liegt auch daran, dass heute weniger hessische Betriebe ausbilden als noch vor der jüngsten Wirtschaftskrise. Auch die Qualität der Ausbildung lässt deutlich zu wünschen übrig. Vielerorts wird im Umgang mit Azubis gegen geltendes Recht verstoßen, Überstunden – oft unbezahlt – und Ausbildung ohne Plan sind für eine erschreckend hohe Zahl von Azubis Normalität.

Es ist traurig, aber wahr: Hessen ist außerdem bei der Ausbildungsvergütung das Schlusslicht unter den westdeutschen Bundesländern."

Die Landesregierung sei gefordert, durch verstärkte Allgemeinverbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen und einer konsequenten Förderung von Berufsschulen und Ausbildungsträgern für die berufliche Qualifizierung der Jugend in Hessen zu sorgen. Vor diesem Hintergrund über einen Fachkräftemangel zu klagen, komme einer Verleugnung der Verantwortung der Unternehmen für ihren eigenen Nachwuchs gleich, so Wissler weiter.

Ausbildungs- und Vergütungsbedingungen müssten vor allem in bestimmten Branchen deutlich verbessert werden, um jungen Menschen den Berufseinstieg im Gastronomie-Bereich oder auch in der Pflege zu ermöglichen und attraktiv zu machen.

Wissler: „Die Initiative der Landesregierung, Fachkräfte aus den europäischen Krisenstaaten anzuwerben, um sie hier in Niedriglohnbeschäftigung zu vermitteln, ist der falsche Weg. Dies leistet einem Abrutschen des Lohnniveaus Vorschub."