Hochschulen sind keine Unternehmen: Bessere Finanzausstattung statt Ökonomisierung von Forschung und Lehre
„Der Einsatz von betriebswirtschaftlichen Managementmethoden ist nicht nur eine Einschränkung der Freiheit von Forschung und Lehre. Sie zieht auch ganz praktische Probleme nach sich. Denn immer neue Berichtspflichten führen zu einer Bürokratisierung und mehr Verwaltungsaufwand. Wissenschaftliche Erkenntnisse lassen sich aber nicht planen und Lernfortschritte von Studierenden nicht steuern, nur weil es Vereinbarungen darüber gibt.“
So würden Wettbewerb und Marktmechanismen simuliert, die es eigentlich gar nicht gebe, da die Hochschulen größtenteils vom Land finanziert werden, so Wissler. Sie könnten glücklicherweise nicht pleitegehen. Studierende seien keine Kunden und Bildung und Wissenschaft keine Waren. Der Hochschulzugang hänge immer noch sehr stark von der sozialen Herkunft und dem Bildungsgrad der Eltern ab.
Wissler: „Die Zahl der Studienplätze nicht signifikant zu erhöhen, bedeutet, diese Ungerechtigkeiten zu zementieren und Schulabgängern den Zugang zu den Hochschulen zu verwehren. So zeigt die Schuldenbremse wieder einmal, wie wenig sie mit der angeblichen Generationengerechtigkeit zu tun hat. Die Landesregierung muss dafür sorgen, dass mehr Studienplätze geschaffen werden und die Hochschulen mit entsprechenden Mitteln ausstatten. Das würde auch die teils prekären Arbeitsbedingungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbessern.
Ziele – wie eine Erhöhung der Studienerfolgsquote und eine Senkung der Abbrecherquote – lassen sich nicht per Vereinbarung anordnen, da die Hochschulen hier kaum Einfluss haben. Viele Studierende brechen ihr Studium aus finanziellen Gründen ab. Hier helfen Anreize in der Hochschulfinanzierung nichts. Nötig wären vielmehr ein Ausbau des BAföG, die Ermöglichung von Teilzeitstudien und die Verbesserung der Wohnraumsituation. Denn je öher die Mieten, desto mehr müssen die Studierenden nebenher arbeiten.“