Keine Bildungsauslese an der Stiftungsuni Frankfurt

„Herr Präsident, meine Damen und Herren,

kaum war die Frankfurter Uni zur Stiftungsuniversität umgewandelt, beschlossen Senat und Hochschulrat ab dem kommenden Wintersemester keine Bewerber mit Fachhochschulreife mehr zum Studium zuzulassen. Der Beschluss war überschrieben mit den Worten „Das Abitur zählt."

Die Stiftungsuniversität Frankfurt ist damit die einzige hessische Universität, die Inhaber der Fachhochschulreife ablehnt. Damit bestätigen sich Befürchtungen, die es im Zusammenhanf mit der Umwandlung zur Stiftungsuniversität gab.
Wenn der Präsident der Frankfurter Uni Steinberg erklärt: „Wir wollen das Tor schließen, bevor viele kommen", dann geht es um Auslese.

Die Uni will sich in Zukunft ihre Studierenden nach Gutdünken aussuchen, das ist Elitebildung und das lehnen wir ab. Und laut Steinberg liege dies sogar im Interesse der Studierenden:

„Durch die Neuregelung bliebe Studierenden, die aufgrund der Fachhochschulreife mit falschen Voraussetzungen an die Universität kämen, ein womöglich frustrierender Studienablauf erspart."

Ein frustrierender Studienablauf? Man muss sicher nicht Inhaber der Fachhochschulreife sein, um einen frustrierenden Studienablauf an der Frankfurter Universität zu erleben. Dafür sorgen schon die überfüllten Seminare, die Wohnsituation und die Studiengebühren.

Die sollte Präsident Steinberg anprangern, wenn er sich Sorgen um das Seelenleben seiner Studierenden macht, nicht Studierende abweisen.

Derzeit haben etwa sieben Prozent der Immatrikulierten die Fachhochschulreife. Es gibt keinerlei Beleg für eine geringere Leistungsfähigkeit. Der Beschluss fußt auf Annahmen und Mutmaßungen, die der Realität nicht standhalten, ein sehr unwissenschaftliches Vorgehen.
Von falschen Voraussetzungen kann bei Studierenden mit Fachhochschulreife so pauschal also keine Rede sein.

DIE LINKE teilt die Kritik der Frankfurter Studierendenvertretung an diesem Beschluss. Die AStA-Vorsitzende sprach von einer „unsozialen Bildungsselektion", Dem können wir nur zustimmen.

Daher wollen wir im HHG § 100d Absatz 3 Nummer 5 streichen, um der Stiftungsuniversität Frankfurt die Möglichkeit zu nehmen, den Hochschulzugang abweichend von § 63 HHG zu regeln und auf dieser Grundlage Bewerber abzuweisen. Das kann nur eine erste kleine Änderung am Zehnten Abschnitt des HHG sein.

DIE LINKE lehnt die Umwandlung der Frankfurter Uni zur Stiftungsuniversität grundsätzlich ab. Wir treten ein für freie Bildung und Wissenschaft und für eine demokratische Hochschule. DIE LINKE lehnt Privatisierungen im Bildungsbereich konsequent ab.

Wir wollen die Stärkung des körperschaftlichen Charakters der Hochschulen und die Stärkung der akademischen Selbstverwaltung. Wir wollen keine Uni, die aufgebaut ist wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen mit Vorstand und Aufsichtsrat.

Der öffentliche Bildungsauftrag der Hochschulen widerspricht einem demokratisch nicht legitimierten Kontrollorgan wie dem Hochschulrat.

Daher kündige ich bereits an, dass unsere Fraktion noch mehr Änderungen zum HHG einbringen wird, auch schon vor der Novellierung im nächsten Jahr.

Heute geht es aber erst einmal um den § 100d und ich fordere Sie auf diesem Antrag zustimmen, damit auch zum kommenden Wintersemester Bewerber mit Fachhochschulreife an der Uni Frankfurt studieren können."